Fahrtbericht Tour 4
Der Start in dieses Wochenende verlief ein wenig anders als sonst. Wir haben die Sachspenden nicht gemeinsam in Stuttgart in die Fahrzeuge verladen, sondern jeder hat zunächst nur sein eigenes Fahrzeug beladen. Wir unternahmen eine Sternfahrt zum Autohof Himmelkorn, bei dem wir uns gegen 23:00 freitagabends das erste Mal an diesem Wochenende gemeinsam trafen. Der Grund dafür war, dass unsere Fahrzeuge aus vielen unterschiedlichen Richtungen kamen: Der Sprinter der Behinderten Begegnungsstätte Osterburken, den wir mittlerweile liebevoll "Laderampenbus" nennen, stand an diesem Wochenende noch in Karlsruhe, und der CVJM-Bus stand wie gehabt in Göppingen. Wir bekamen noch zusätzlich eine V-Klasse von Mercedes-Benz Kestenholz aus der Nähe von Freiburg und einen Transit 9-Sitzer der Günter Effgen GmbH aus der Nähe von Idar-Oberstein. Danke an alle Organisationen und Firmen für das zur Verfügung-stellen der Fahrzeuge! Ein weiterer Fahrer sollte am Samstagabend mit seinem Privatfahrzeug nachkommen, mit dem er auch drei Personen befördern konnte.
Auch der nächste Halt war nicht wie gehabt Warschau, sondern Breslau. Das freundliche Team vom "Wroclaw Stop" (unsere Unterkunft in Breslau, kurz TWS), mit denen wir die letzten Wochen schon immer zusammenarbeiteten, haben zusammen mit anderen Polen schon Flüchtende organisiert, die bereit waren, unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mit ihrer Hilfe war schon jeder Platz in unseren Autos im Vorfeld verplant, was super hilfreich war!
Wir kamen um ca. 4 Uhr in Breslau an. Wir haben alle Sachspenden auf den Laderampenbus und den CVJM-Bus verladen, sodass diese direkt weiter Richtung Chelm fahren konnten, um dort wie gehabt die Sachspenden abzugeben. Die anderen Fahrer und Fahrzeuge blieben zunächst in Breslau. Im TWS befanden sich schon Ukrainer, die wir kennenlernen wollten, und vor allem nicht alleine lassen wollten, und im Laufe des Samstags sollten auch noch weitere Ukrainer dort eintreffen. Außerdem gab es für unsere Fahrer, die im TWS blieben, in dieser Nacht einen unerwarteten Luxus: Schlaf!
Der Tag in Breslau begann ruhig. Wir konnten die Ukrainer ein bisschen kennenlernen, haben mit ihren Kindern gespielt und haben uns abgewechselt mit Spaziergängen, sodass immer ein paar Deutsche im TWS sind.
Nachdem wir die Sachspenden in Chelm abgegeben haben, nahmen wir von dort noch eine Familie (Mutter, ihre Schwiegermutter, und zwei junge Mädchen), welche Freunde von einer in Deutschland lebenden Ukrainerin (Olga) sind. Wir sind mit Olga befreundet, und sie hilft uns ungemein, unter anderem mit Organisation und Übersetzungsarbeit. Die Fahrt mit Olgas Freunden war sehr emotional: Die Familie hatte den Vater (bzw. den Sohn der Schwiegermutter) verloren. Er wurde erschossen, während er versuchte, seine Familie in einem Bunker in Sicherheit zu bringen. Die Familie ist entsprechend sehr traumatisiert. Das wunderbare Team der Fahrer hat jedoch keine Mühen gescheut, der Familie die Fahrt möglichst angenehm zu gestalten.
In Breslau kamen in der Zwischenzeit die weiteren Gäste an. Jedoch war auch eine Familie dabei, die uns zuvor abgesagt hatte, was direkt zu Problemen führte: Die Plätze im WTS reichen nun nicht mehr aus, um auch die Familie unterzubringen, die wir in Chelm mitgenommen haben. Des Weiteren haben wir für die zusätzliche Familie noch keine Gastfamilie, und es war ein ziemlicher Krampf, auf die Schnelle eine zu organisieren. Die Plätze im Auto waren jedoch zum Glück kein Problem, da sie mit ihrem eigenen Auto fahren wollten.
Für Olgas Freunde haben wir dann für die Nacht eine Ferienwohnung gebucht. Wir dachten, es wird für die traumatisierte Familie das beste sein, wenn sie ihre Ruhe haben können. Um sie nicht alleine zu lassen, haben wir geplant, dass die Fahrer, die die Familie an Bord hatten, bei ihnen in der Ferienwohnung schlafen. So haben sie immer Ansprechpartner, zu denen sie schon Vertrauen hatten.
Gegen Abend kam noch eine weitere Anfrage von Olga: Ihr Vater war seit vielen Tagen alleine mit dem Auto unterwegs, war sehr erschöpft, und befand sich gerade in Warschau. Da Olga uns in so vielen Angelegenheiten unterstützt, war für uns klar: Wir müssen ihrem Vater helfen, nach Deutschland zu Olga zu kommen! So holten wir ihn auf dem Rückweg von Chelm in Warschau ab, und einer unserer Fahrer setzte sich zu ihm ins Auto und fuhr ihn den ersten Teil des Weges Richtung Breslau. Ein Teil der Fahrer, die den Tag über im WTS verbrachten, fuhr in derzeit den übermüdeten und erschöpften Chelm-Fahrern entgegen, um sie für die letzte Etappe abzulösen. Olgas Vater wurde zusammen in der Ferienwohnung mit Olgas Freunden untergebracht.
Nach einer wohlverdienten, erholsamen Nacht (ohne medizinische Zwischenfälle!) ging es nun auf die Rückreise, welche auch ruhig verlief. Erstaunlich war, wie viele Menschen wir dieses Wochenende nach Deutschland bringen konnten: Während wir letzte Woche einige leere Sitze aufgrund der medizinischen Zwischenfälle hatten, sind wir dieses Wochenende mit zwei Fahrzeugen mehr als geplant zurückgefahren. So konnten wir Sonntagabend 33 Menschen, drei Hunde und eine Katze sicher bei ihren liebevollen Gastfamilien unterbringen!