Tour 29 Waisenhaus

11.02.2024

In der letzten Oktoberwoche ging es für das Team Mukachevo (Doro und Patric aus Römerberg) bereits zum fünften Mal gemeinsam in die Ukraine. Das Ziel war wieder die Stadt Mukachevo, um dort zum einen Katias Netzwerk mit Lebensmitteln und Medizinbedarf und zum anderen das Waisenhaus für Kriegswaisen zu unterstützen.

Schon Wochen vor der Tour beginnen wir mit den Anfragen bei den Firmen, die uns schon häufig unterstützt haben, organisieren Spendenaktionen für Sachspenden, nutzen Geldspenden um gezielt Lebensmittel einzukaufen und sammeln Geldspenden, die in der Ukraine direkt eingesetzt werden sollen.

Für diese Fahrt haben wir wieder den Opel Movano vom Autohaus Weller in Bietigheim-Bissingen zur Verfügung gestellt bekommen. Das gibt uns immer ein gutes Gefühl zu wissen, die nächsten 3000 Kilometer mit einem guten und zuverlässigen Auto zurückzulegen. Vielen Dank dafür 😊

Außerdem haben wir wieder von den Tressbrüdern zwei ganze Paletten mit leckeren Suppen gespendet bekommen, die wir am 26.10. direkt am Werk in Gauingen-Zwiefalten abgeholt haben. Die Suppen waren für Katia bestimmt. Sie ist in der Lage, die Suppen an eine Brigade direkt an die Front zu schicken. Wir bedanken uns auch an dieser Stelle recht herzlich bei den Tressbrüdern für die Unterstützung. Mit euren Spenden und unseren Kontakten kommen die Tresssuppen bis an die Front. Außerdem haben wir einiges an medizinischem Bedarf für Katia eingeladen.

Die andere Hälfte unseres Transporters sollte mit Lebensmitteln und Kleidung für die Kinder im Waisenhaus gefüllt werden. Dazu haben wir eine Spendenaktion im Kindergarten Sankt Marien in Heiligenstein gestartet. Über zwei Wochen durften die Eltern Lebensmittel abgeben. Auch wenn nicht viele Eltern das Angebot wahrgenommen haben, möchten wir uns trotzdem für alle Spenden herzlich bedanken. Jede Spende hilft und wird von uns in die Ukraine gefahren. Außerdem bedanken wir uns bei der Leitung des Kindergartens für ihr Vertrauen und die Möglichkeit, auf uns aufmerksam zu machen.

Da uns jedoch schnell klar wurde, dass bei der Aktion im Kindergarten nicht genug Spenden zusammenkommen würden, um den Transporter zu füllen, mussten neue Ideen her. Zum Glück haben wir in der Ukrainehilfe so ein tolles Netzwerk und helfen uns gegenseitig aus. Nach einem kurzen Telefonat mit Stephanie Ackermann war klar, dass wir 500 Euro, gespendet von der KfD Otterstadt nutzen dürfen, um haltbare Lebensmittel für die Kinder zu kaufen. Der gemeinsame Einkauf in der Metro hat großen Spaß gemacht und auch für neugierige Blicke bei der Kassiererin gesorgt. Nachdem wir ihr erklärt haben, wo dieser Einkauf hingeht, hat sie sogar einen Artikel aus unserem Einkaufswagen aus eigener Tasche gezahlt. Das sind die Momente, die einem wirklich ans Herz gehen.

Ein weiteres Highlight für die Kinder waren außerdem Trainingsanzüge von Adidas, die uns der missionarisch-ökumenischer Dienst der evangelischen Kirche aus Landau zu Verfügung gestellt hat. Hier durften wir Anfang Oktober mehr als 10 Kisten mit Trainingsanzügen für junge Erwachsene abholen, die eigentlich für Afrika gesammelt wurden. Da es aus verschiedensten Gründen nicht mehr möglich war, diese nach Afrika zu schicken, wurden wir kontaktiert. Wir haben die Spende gerne angenommen! Auch das ist wieder ein Beispiel, wie helfende Hände zusammenarbeiten!

So haben wir über mehrere Wochen geplant und gesammelt, Spenden abgeholt und eingelagert, bis wir dann in der Nacht auf den 28. Oktober endlich losfahren konnten. Nach einem kurzen Stopp bei Ingolstadt, wo wir unsere ausgefüllten Zollpapiere entgegennehmen konnten (Danke, Sergej) ging es bei strömendem Regen über Österreich und Ungarn zum Grenzübergang in die Ukraine. Wir haben in Ungarn ungefähr jeden Stau mitgenommen und trotz ausgezeichnetem Hörbuch hatten wir irgendwann hinter Budapest wirklich keine Lust mehr. Aber auch die längste Fahrt hat ihre schönen Momente: zum Beispiel wurden wir auf einem Rastplatz in Ungarn von einem Mann angesprochen, der unsere Schilder zur humanitären Hilfe bemerkt hat. Er wollte uns für unser Engagement danken. Er selbst hat schon humanitäre Hilfe in der Türkei nach dem Erdbeben geleistet. So kamen wir kurz ins Gespräch. Stunden später kamen wir an der Grenze an. Die Grenzbeamten waren uns auf beiden Seiten wohlgesonnen und so konnten wir nach circa 1,5 Stunden in die Ukraine einreisen und sind zwischen 1 und 2 Uhr in Mukachevo angekommen. Nach einer kurzen Nacht im Hotel machten wir uns am nächsten Morgen erst einmal auf den Weg zu unserer Lieblingsbäckerei. Falls mal jemand in Mukachevo sein sollte, können wir vor allem die Kartoffel- und Sauerkrautteilchen sehr empfehlen! Auf unserem Weg haben wir direkt die Gedenktafeln am Rathaus für die gefallenen Soldaten der Stadt bemerkt. Diese waren bei unseren letzten Besuchen noch nicht da. Wir haben uns einen Moment genommen, um den Soldatinnen und Soldaten zu gedenken und die Situation auf uns wirken zu lassen.

Im Anschluss haben wir bei Katia die Tress-Suppen und den medizinischen Bedarf abgeladen. Wie immer wurden wir herzlich und voller Dankbarkeit empfangen, haben gemeinsam etwas gegessen und uns versucht mit Händen und Füßen zu unterhalten. Jedoch merken wir bei jedem Besuch, dass es eigentlich gar keine gemeinsame Sprache braucht. Wir setzen uns für das Gleiche ein, wir wünschen uns Frieden und sind bereit, dafür etwas zu tun. Das vereint uns, mehr als jede Sprache es könnte. Wir fühlen uns bei Katia immer so wohl und willkommen, dass es uns eine echte Freude ist, da zu sein. Bei Katia haben wir außerdem Sergejs Mama Tanja getroffen, die uns bei den weiteren Vorhaben des Tages unterstützt hat.

Zuerst einmal sind wir gemeinsam Einkaufen gefahren, um den gerade freigewordenen Platz im Transporter wieder mit neuen Lebensmitteln zu füllen. Für diesen Einkauf hatten wir 350 Euro zur Verfügung, gespendet für genau diesen Zweck. Und eins vorweg: mit 350 Euro kommt man in einem ukrainischen Supermarkt ziemlich weit. Wir haben vor allem Obst und Gemüse für die Kinder gekauft. Ganze Kisten mit Bananen, Äpfeln und Mandarinen, kiloweise Säcke mit Kartoffeln und Zwiebeln, Paprika und Karotten. Zum Glück hat uns Tanja direkt eine Verkäuferin organisiert, die uns unsere Wünsche direkt aus dem Lager geholt hat. Außerdem haben wir noch frisches Brot, Joghurt und Wurst mitgenommen.

Nach unserem Einkauf sind wir dann durch die Karpaten zum Waisenhaus gefahren. Tanja hat während der Fahrt (vergeblich) versucht, uns ein paar Brocken ukrainisch beizubringen. So ging die Stunde bis zum Waisenhaus auch schnell rum.

Die Zeit bei den Kindern war einfach wunderschön. Die Freude der Kinder über die mitgebrachten Lebensmittel und Geschenke war wundervoll. Patric hat mit den größeren Jungs Fußball gespielt und musste sich beim Wettstreit, wer die meisten Klimmzüge schafft, geschlagen geben. Gemeinsam haben wir Süßigkeiten verteilt und die Zeit genossen. Das Highlight unseres Besuchs waren die zwei XXL-Teddybären, mit denen wir die Kleinen im Schlafsaal überrascht haben. Die Kinder hatten uns so viel zu erzählen, wollten Fotos machen und mit uns über den Hof laufen. Es ist ihnen egal, dass wir uns nicht verstehen. Ihnen reicht ein Lächeln und noch besser eine Umarmung. Sie wollen einfach nur, dass wir da sind und uns Zeit für sie nehmen. Nach mehr als zwei Stunden mussten wir uns verabschieden und sind nach Mukachevo zurückgefahren.

Am Abend waren wir noch im Hotel-Restaurant essen und sind dann früh ins Bett gefallen. Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag, an den wir gerne zurückdenken. Nach wenigen Stunden Schlaf sind wir mitten in der Nacht wieder zur Grenze aufgebrochen. Die folgenden 19 Stunden liefen ereignislos und wir kamen abends um 20 Uhr wieder in Römerberg an. Pünktlich, um am nächsten Morgen einigermaßen ausgeschlafen auf der Arbeit anzukommen. Es war ein anstrengendes Wochenende, aber es war jede Anstrengung wert.

Team Mukachevo (Doro und Patric)

Nachtrag: Etwa eine Woche, nachdem wir wieder in Deutschland waren, haben wir erfahren, dass Soldaten der 128. Brigade, die Katia mit den Suppen versorgt hat, bei einem Angriff auf ein Dorf bei Saporischschja gefallen sind. Die Soldaten sollten dort anlässlich des Tags der Raketentruppen und der Artillerie für ihren Dienst ausgezeichnet werden, als sie unter russischen Beschuss kamen. 20 Männer sind bei diesem Angriff ums Leben gekommen.

Solche Meldungen gehen uns immer sehr nahe und uns fehlen die Worte. Es macht den Krieg greifbar.

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-meldet-20-Gefallene-nach-Angriff-auf-Ehrenfeier-article24510565.html