Von Gran Canaria nach Polen

02.03.2022

Wie alles begann:
ein Beitrag von Kenzie Potter

Sich einfach einmal was gönnen: wenn man in seinem Alltagsleben so Landunter ist, dass man einfach mal raus muss - ab in den Billigflieger in ein Hotel in Gran Canaria.
Und dann der große Crash: Russland-Invasion, Kinder, Schulen, Museen werden beschossen, und während man noch überlegt, welchen Strand man zuerst besucht, zerbricht und zerfällt im wahrsten Sinne des Wortes eine ganze Welt.
Eine Welt, in Fahrtdistanz. Irgendwas muss man doch tun können.
Dann geht man also auf Demos, spendet sein letztes Studentengeld, animiert andere zu helfen. Aber irgendwie... irgendwas mehr muss man doch tun können. Je näher der Urlaub rückt, desto schrecklicher wird die Situation vor Ort in der Ukraine und man wird einfach das Gefühl nicht los, dass es das nicht einfach gewesen sein kann. Jetzt in den Urlaub fliegen? Fühlt sich falsch an! Ein paar Stunden später hat das Hotel den vollständigen Preis aus Kulanz zurücküberwiesen, RyanAir interessiert sich natürlich nicht dafür, aber was kostet ein Menschenleben? 150 Euro sicher nicht.
Ich saß am Mittwoch, 2. März, 23:05 Uhr mit Sicherheit 5 Minuten vor meinem getippten Whatsapp Status, bevor ich den Spendenaufruf wirklich abschickte. Ich hatte irgendwie große Angst davor und ein Gefühl, dass es danach kein zurück mehr geben würde.
Oh was haben wir da für eine Welle losgetreten.

Um 7 Uhr kam die erste Spende aus dem Büro und ein unaufhaltbarer Nachrichtenschwall aufs Handy, bis 9.30 Uhr hatten wir die ersten 1000 Euro geknackt und mein Handy nur noch 60% Akku, bis 12.45 die 2000 Euro und als ich am Nachmittag losfuhr, um die erste signifikante Sachspende von dem Geld zu kaufen, lagen der Spendenbeitrag bei 2450 Euro und meine Nerven blank. In einen Militärladen zu laufen mit der Ansage, man möchte hier jetzt 1000-1500 Euro ausgeben, war definitiv nicht die Art Vorbereitung, die ich mir für Gran Canaria vorgestellt hatte. Hunderte Nachrichten hatten mich den gesamten Tag über erreicht, und bis ich mit einer Autoladung an Stiefeln, Ferngläsern, Ballistischen Vesten und Camouflage Netzen zurück kam, war mein PayPal-Konto auf 3000 Euro explodiert und der Hausflur platze aus allen Nähten; voll mit einer wilden Ansammlung der angefragten Hilfsgüter. Spätestens jetzt verlies mich jeglicher Sinn für Realität und mein Kopf schaltete in den Funktionsmodus. Tausende und wieder Tausende Nachrichte in Telegram und sonstigen Messenger-Apps schwirrten in meinem Kopf, sobald ich 100 las, kamen 300 neue dazu.
Mein Handy explodierte während ich versuchte Verbindungen herzustellen....